Stuttgart behält im Herzschlagfinale die Oberhand

Photos: Nastasja Kleinjung & Philipp Ising

Die Enttäuschung ist den Gummersbacher Spielern nach Ertönen der Schlusssire in der SCHWALBE arena mehr als deutlich anzusehen. Nach einer dramatischen Schlussphase muss sich der VfL vor 3.112 Zuschauern in den letzten Spielsekunden gegen den TVB 1898 Stuttgart mit 25:26 (15:14) geschlagen geben. Am 28. Spieltag der Handball Bundesliga präsentiert sich das Team von Trainer Denis Bahtijarevic am Donnerstagabend in den ersten 25 Minuten dominant und überzeugend, ehe die Gäste aus dem Süden die Spielkontrolle übernehmen und schlussendlich die Punkte einfahren.

Nach einem zaghaften Beginn beider Mannschaften war es der VfL, der in Person von Spielmacher Josef Pujol in der 4. Minute den ersten Treffer der Partie zum 1:0 erzielte und damit den Startschuss für eine starke Anfangsphase der Gummersbacher gab. In der Abwehr präsentierte sich der VfL gleich hellwach, so beispielsweise in der 6. Minute, als Tobias Schröter aufmerksam einen Pass der Stuttgarter abfing und den Gegenstoß einleitete, den Stanislav Zhukov zum 3:1 einnetzte. Dank der Variabilität im Angriffsspiel und einer geringen Fehlerquote erspielten sich die Oberbergischen schnell einen komfortablen Vorsprung heraus. Beim 10:5 (16. Minute) durch Moritz Preuß nach präzisem Anspiel von Pujol ging der VfL zum ersten Mal mit fünf Toren in Front.

Insbesondere die Unberechenbarkeit im Angriff, wo die Gummersbacher aus allen Positionen ins Stuttgarter Tor trafen, erwies sich als auch in den folgenden Minuten als Schlüsselfaktor, als der VfL seinen Vorsprung bis zum 15:10 in der 25. Minute durch Florian Baumgärtner konstant hielt. Dies sollte allerdings lange Zeit der letzte Treffer der Hausherren sein. Immer besser kam der TVB in der Schlussphase der ersten Halbzeit in Schuss, während die Gummersbacher sich Nachlässigkeiten im Abwehrverbund erlaubten. Der VfL verfiel zunehmend in Hektik und brachte sich durch vier Gegentore in den letzten fünf Minuten um den verdienten Lohn, nämlich eine deutlich höhere Führung als das 15:14, das nach 30 Minuten auf der Anzeigetafel zu lesen war.

In die zweite Halbzeit startete der VfL nach einem Torhüterwechsel mit Matthias Puhle, der fulminant gleich vier Stuttgarter Torwürfe hintereinander parierte (31. bis 35. Minute). Seine Vorderleute konnten allerdings selbst keinen Profit daraus schlagen, so dass der VfL in der 36. Minute doch den 15:15-Ausgleich durch Stefan Salger hinnehmen musste. Erst zwei Minuten später schloss Schröter nach halbzeitübergreifend 13 torlosen Minuten wieder erfolgreich zum 16:15 für die Gummersbacher ab, denen das kontrollierte Spiel der ersten 25 Minuten entglitten war. Von dem flüssigen Kombinationsspiel zu Beginn der Partie blieb der VfL auch in der Folge deutlich entfernt. Hinten konnte sich die Abwehr auf den sensationellen Puhle verlassen, vorne leistete sich die Offensivabteilung, insbesondere der VfL-Rückraum, zu viele Fahrkarten. In der 45. Minute verlor Pujol vorne den Ball und Sascha Pfattheicher brachte die Gummersbacher erstmalig mit drei Treffern in Rückstand (17:20, 45. Minute).

Auch wenn dem VfL die Leichtigkeit des eigenen Spiels abhanden gekommen war, versuchten sie sich in der Schlussviertelstunde noch einmal ins Spiel zurückzubeißen. Als Alexander Becker in der 50. Minute der Anschlusstreffer zum 21:22 glückte, befreiten sich die Gummersbacher endgültig aus ihrer Lethargie und heizten die Stimmung vor heimischem Publikum noch einmal ein. Trotz weiterhin unglücklicher Abschlüsse und Ballverluste erarbeiteten sich die Oberbergischen eine spannende Schlussphase. Zwei Treffer von außen durch Schröter (57. und 58. Minute), der neben Keeper Puhle der beste Mann auf Gummersbacher Seiten war, brachten den 24:24-Ausgleich und die Halle stand Kopf. Nach erneutem Einstand durch Pujol in der 59. Minute zum 25:25 hatten die Stuttgarter jedoch das bessere Ende für sich und erzielten neun Sekunden vor Schluss den Siegtreffer. Mit 25:26 endete eine verrückte Partie, in der bis zum Schluss alles möglich war.

Trotz fünf Toren Vorsprung konnte der VfL gegen den unmittelbaren Konkurrenten zu Hause nicht punkten. Nach dem Spielverlauf ist die Heimniederlage gegen den TVB 1898 Stuttgart umso brutaler einzuordnen. Die Stuttgarter brachten damit vier Punkte Abstand zwischen sich und den VfL Gummersbach, der in der Tabelle wieder den Blick nach unten richten muss. Mit vier Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz hat der VfL weiterhin ein Polster zu verbuchen, ist aber sicher in den kommenden Wochen gefordert zu punkten. Die nächste Begegnung steht für den VfL am kommenden Sonntag bei der SG Flensburg-Handewitt an.

 

Trainerstimmen:

Denis Bahtijarevic (VfL Gummersbach): Ich bin sehr enttäuscht über unser Spiel. In der ersten Halbzeit haben wir bis zum 14:10 ganz gut gespielt. Aber dann haben wir wieder zu viele technische Fehler gemacht und unnötige Ballverluste hinnehmen müssen. Wir haben überhastet die Abschlüsse gesucht, ohne vorbereitet zu sein, statt einmal zu kreuzen oder über den Kreis zu spielen. Dadurch kam immer mehr Druck auf und dem konnten wir nicht Stand halten. In der zweiten Halbzeit kam Matthias Puhle sehr gut rein und hat durch seine Paraden den VfL im Spiel gehalten und wir sind auch noch einmal herangekommen. Am Ende wurde es sogar noch einmal knapp, aber es hat dann doch nicht für ein Unentschieden gereicht.

Jürgen Schweikardt (TVB 1898 Stuttgart): Ich freue mich, dass wir heute gewonnen haben, obwohl wir nicht gut ins Spiel gekommen sind. Wir haben zu Beginn sehr offensiv gedeckt, das wollten wir nicht und auch unser Torhüter hat zu Beginn nicht so gehalten, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir sind aber mit und mit immer besser ins Spiel gekommen und konnten den Rückstand wieder wettmachen und mit einer guten zweiten Halbzeit anschließen. Am Ende war es dann ein enges Spiel und wir konnten mit dem letzten Tor das Spiel entscheiden.

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