Vom Victor’s Burger zum Rollentausch – Doppelinterview über die Zusammenarbeit zwischen Akademie und Hotel

Guido Guntermann, Hoteldirektor des Victor’s Residenz-Hotels, und Philipp-Jonas Wilhelm, Nachwuchskoordinator der VfL Gummersbach Handballakademie, ziehen im Doppelinterview Bilanz über die Entwicklung der Zusammenarbeit im Hotel, dem Internat der jungen Sportler der Handballakademie, in den vergangenen zwölf Monaten. Im Interview sprechen sie über gemeinsame Aktionen, das Leben im Internat und schmieden Pläne für zukünftige Projekte.

Die Zusammenarbeit zwischen Akademie und Hotel hat sich in den letzten Monaten deutlich gewandelt. Was war der Startschuss für den Umschwung?

Guntermann: Also für mich war der Startpunkt, als wir im Herbst letzten Jahres in etwas größerer Runde von Hotel und Akademie zusammen saßen. Da haben wir zum ersten Mal intensiver überlegt, was wir so alles machen könnten. Wir beide hatten schon im Vorfeld miteinander gesprochen, aber in der großen Runde war das das erste Mal. Da entstanden die Ideen zum Rollentausch oder auch die Teilnahme der Jungs beim Adventskranzbinden.

Wilhelm: Genau, da hatte Stefan Donner, unser Internatsleiter, die Idee, dass unsere Jungs bei der Aktion mitmachen und mit den anderen Gästen des Hotels Adventskränze binden. Unser Laufbahnberater Gunnar Schmidt hat dann noch den Vorschlag eingeworfen die Kränze der benachbarten Seniorenresidenz Ambiente zu übergeben und den Bewohnern dadurch eine Freude zu bereiten. Das war eine richtig gute Aktion.

Guntermann: Insofern war das dann auch der Startpunkt, weil wir vorher zwar schon immer mal überlegt haben, etwas gemeinsam zu organisieren, aber bei den Gesprächen ist es meist auch geblieben. Jetzt ist es so, dass wir die ersten Aktionen auf die Beine gestellt haben und weiter gucken, wie man diese Partnerschaft zwischen Hotel und Akademie noch mehr ausnutzen kann.

Ein Beispiel, das in dem Zusammenhang eben schon genannt wurde, ist der Rollentausch. Was hat es damit auf sich?

Guntermann: Der Rollentausch beinhaltet die Idee, dass einfach die Leute aus dem Hotel mit den Jungs aus der Akademie auch mal außerhalb der beruflichen Ebene zusammenkommen. Jeder konnte  so mal in die Arbeit des anderen hineinschnuppern und das erhöht natürlich enorm die gegenseitige Wertschätzung. Aber auch der Spaß auf beiden Seiten stand natürlich im Vordergrund.

Wilhelm: Bei der Arbeit im Hotel konnten unsere Jungs mal sehen, was für ein Aufwand hinter der Arbeit im Hotel steckt. Das finde ich enorm wichtig. Vor kurzem gab es dann den Rücktausch für die Hotelmitarbeiter in der SCHWALBE arena. Auch das war wirklich sehr schön. Auch sie konnten so mal sehen, was die Jungs am Tag nach Schule und allem leisten müssen. Insgesamt haben alle super mitgemacht und wir hoffen auf eine Wiederholung.

Welche gemeinsamen Aktionen gab es außerdem noch?

Wilhelm: Beispielsweise sind wir Verantwortliche und unsere Jungs im Namen des Victor’s beim PFERD Werkzeuge Lauf an den Start gegangen und gemeinsam für den guten Zweck um die Brucher Talsperre gelaufen. Auch das war eine super Sache und ich denke, dass wir nächstes Jahr gerne wieder dabei sind. Dort konnte man auch durch die einheitlichen T-Shirts sehen, dass wir zwei, das Hotel und die Akademie, zusammen gehören.

Guntermann: Genau. Von unseren Mitarbeitern waren die meisten bei der Wanderstrecke dabei, aber der ein oder andere hat sich auch an die Zehn-Kilometer-Distanz herangetraut.

Wilhelm: Unter anderem wurde dann auch untereinander um Victor’s-Burger gewettet. Das ist etwas ganz Besonderes, weil die Jungs diesen Burger, der ja nicht unbedingt Sportlernahrung ist, immer am letzten Tag bekommen, bevor sie an Weihnachten in den Urlaub gehen.

Guntermann: Da haben wir damals für die Jungs auch so eine Art Burgerbuffet gemacht. Da konnte sich jeder seinen Wunschburger zusammenstellen und da sind schon wirklich interessante Kreationen bei raus gekommen.

Wilhelm: Außerdem haben wir die Hotelmitarbeiter zum letzten Heimspiel vor Weihnachten eingeladen. Unser gemeinsames Programm vor Weihnachten war also schon recht straff, dafür war es dann zu Jahresbeginn etwas ruhiger. Wir sind aber schon dabei noch eine kleine Tradition einzuführen, dass unsere Jungs die Hotelangestellten vielleicht auch mal einen Abend lang beköstigen müssen. Das ist auch für die neuen Internatler gut, so dass sie gleich die Hotelmitarbeiter kennenlernen.

Welche Rolle spielt das Thema Verantwortung in diesem Zusammenhang?

Guntermann: Das Thema ist sehr wichtig und hat sich in den letzten Monaten auch ganz erheblich geändert, also wirklich verbessert. Es gab mal eine Zeit, in der die Form der Betreuung sehr oberflächlich war. Da waren die Jungs auch größere Zeiträume mal auf sich alleine gestellt. Und wenn ein heranwachsender Jugendlicher längere Zeit allein ist, ist es auch logisch, dass Unfug angestellt wird. Aber das hat sich erheblich gebessert. Da ist es schon wichtig, dass die Jungs merken, dass sie nicht alleine sind. Da ist eine Betreuung, da kümmert sich jemand. Das sorgt dann auch für Verständnis, weil die Jungs merken, dass sie sich an Regeln zu halten haben und sich einordnen müssen. Das funktioniert wirklich um Längen besser. Für die Jungs klingen die Regeln manchmal sicherlich etwas kleinkariert, aber man muss sich einfach auch der Verantwortung, die wir haben, bewusst sein.

Wilhelm: Ich finde auch, dass das schon super läuft, auch wenn es in meinen Augen noch immer verbesserungswürdig ist, aber ich bin bei dem Thema auch recht kritisch. Trotzdem denke ich, dass sich die Jungs als Gemeinschaft gut tun. Wir wollen etwas mit den Jungs entwickeln und die Jungs selbst müssen sich natürlich auch weiterentwickeln. Die eine oder andere Schwierigkeit gibt es immer, aber das ist klar. Es sind eben immer noch Jugendliche.

Guntermann: Bei uns als Hotelpartner kommt auch an, dass sich das Standing der Akademie beim VfL Gummersbach generell gebessert hat. Die Frage, wie oder wo die Akademie im Denken beim VfL Gummersbach angesiedelt ist, scheint sich aus unserer Sicht erheblich zum Positiven verändert zu haben. Und das hilft natürlich in der Zusammenarbeit ungemein.

Wilhelm: Das stimmt. Wir sind in der Geschäftsstelle stets im Austausch, so wie es jetzt auch vermehrt zwischen Akademie und Hotel der Fall ist. Ich finde es super, dass wir da alle an einem Strang ziehen.

Was bringt der Austausch beiden Parteien konkret?

Wilhelm: Der Zusammenhalt ist vor allem für unsere Jungs wichtig. Für sie schaffen wir gemeinsam auch persönliche Strukturen. Die Jungs sollen sich hier heimisch fühlen und idealerweise entsteht einfach eine Gemeinschaft. Die Mitarbeiter und unsere Jungs verbringen viel Zeit unter einem Dach und müssen miteinander klarkommen. Außerdem formen wir nicht nur Sportler, sondern sind auch für die Persönlichkeitsentwicklung der Jungs mitverantwortlich. Da ist es natürlich super, wenn die Hotelverantwortlichen und wir eine Richtung gehen und einer Meinung sind.

Guntermann: Aber umgekehrt ist es genauso wichtig, dass auch die Information zurückfließt, wenn auch bei uns im Haus irgendwas falsch läuft. Das muss man dann auch ergründen, immerhin geht es hier um Jugendliche und teilweise sogar noch um Kinder. Kinder, die fern ab von zu Hause leben, und dann muss von unserer Seite einfach alles funktionieren.

Wilhelm: Das Gute ist, dass wir da von verschiedenen Seiten noch Unterstützung haben. Stefan Donner ist beispielsweise derjenige, der sich um die Jungs kümmert. Das betrifft alltägliche Belange, ob das nun die Schule betrifft, die Zimmer oder das Ordnung halten. Zusätzlich haben wir samstags noch eine zusätzliche Nachhilfe-Betreuung, weil die Jungs durch das Vormittagstraining unter der Woche Unterrichtsstoff verpassen und diesen dann, zusätzlich zum regulären Nachführunterricht in der Schule, am Wochenende aufholen müssen.

Guntermann: Der Punkt ist wirklich gut. Wir haben jetzt Ansprechpersonen für die Jungs. Und das ist das, was in der Vergangenheit nicht immer hundertprozentig funktioniert hat. Es kommt bei den Jungs an, dass jemand da ist und reagiert, egal ob er einen unterstützt oder auch mal mit erhobenem Zeigefinder spricht.

Wilhelm: Ja, da muss man wiederum sagen, dass das natürlich auch eine Angelegenheit der Akademieleitung ist. Jetzt ist es so aufgeteilt, dass ich für das Internat und die Schulen sowie den sportlichen Bereich von den Minis bis zur B-Jugend verantwortlich bin, während Alois Mraz sportlich für die A-Jugend bis zu den Bundesliga-Nachwuchsspielern sowie fürs Scouting zuständig ist. Jan Schneider ist der Mann im Hintergrund, der die ganze Organisation und Abwicklung unter Kontrolle hat. So haben wir uns im letzten Jahr neu aufgestellt und das hat sich schon bewährt. Trotzdem wollen wir uns natürlich nicht nur sportlich sondern auch strukturell immer noch weiterentwickeln. Da ist unsere Zusammenarbeit auch ein großes Thema.

Welche Ziele habt ihr bezüglich dieser Zusammenarbeit für die kommende Saison?

Wilhelm: Unser konkretes Ziel ist es unsere Zusammenarbeit auszubauen. Wir wollen nicht nur reden und versprechen, sondern Projekte auch gezielt umsetzen. Man darf es natürlich auch nicht übertreiben. Die Jungs haben schließlich immer viel zu tun, aber ich glaube, dass wir so eine Kontinuität brauchen. Das ist für beide Seiten wichtig.

Guntermann: Den Punkt finde ich auch wichtig. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass diese Aktionen den Hotelmitarbeitern und den Jungs aufgezwungen werden, damit wir zufrieden sind. Das wäre schade, weil dann auch der eigentliche Effekt verloren gehen würde. Schön wäre, wenn es sich einfach wie eine Selbstverständlichkeit entwickelt und dass es dann eben diese Momente gibt, in denen man gemeinsam Spaß hat. Einen Grillabend haben wir beispielsweise auch mal angedacht. Die Hauptsache ist, dass es sich natürlich entwickelt und nicht gekünstelt rüberkommt. Außerdem haben wir auch andere Überlegungen als gemeinsame Aktionen, wie zum Beispiel die Errichtung eines Aufenthaltsraums.

Was hat es mit dem Aufenthaltsraum genau auf sich?

Guntermann: Also die Situation ist die, dass die Jungs alle auf einem Gang auf der vierten Etage wohnen, es dort aber keinen Gemeinschaftsraum gibt. Es fehlt ihnen also die Möglichkeit sich einfach mal zu viert oder fünft zu treffen und sie können dann die Tür hinter sich zu machen, sei es um mal Fernsehen zu gucken oder mit der Spielkonsole zu zocken. Das machen sie jetzt meistens auf einem der Zimmer, aber jeder so für sich. Dafür wollen wir eben einen Aufenthaltsraum schaffen.

Wilhelm: Da sieht man auch, wie von allen Seiten mitgedacht wird. An der Stelle möchte ich mich für die Unterstützung vonseiten des Hotels auch noch einmal bedanken. Gemeinsam freuen wir uns auf eine sicherlich erfolgreiche Saison 2019/20.

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